Eindhoven, Strijp-S, Gebouw Anton

Land: Nederland
Ort: Eindhoven
Projektname: Strijp-S Gebouw Anton
Art des Bauvorhabens: Renovierung
Art des Bauwerks: Wohngebäude und Zweckbau

Bauunternehmer:
Stam + De Koning Bouw BV (EINDHOVEN)
Architekt:
Diederendirrix BV (EINDHOVEN)

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Die besonders beeindruckende Metamorphose des ehemaligen Fabrikgebäudes von Philips zum Gebouw Anton zeigt, dass Aluminium ein hervorragender Werkstoff für Umwidmungsvorhaben ist.

„WIR KITZELN OFT DAS ÄUSSERSTE AUS DEM MATERIAL HERAUS“

Eigentlich fehlen einem die Superlative, wenn man das Ergebnis des Umbaus des ehemaligen Philips-Werks im Eindhovener Stadtteil Strijp-S betrachtet. Die ehemalige Fabrik, heute Gebouw Anton, steht unter Denkmalschutz und erinnert an die ruhmreiche Industriegeschichte der Stadt. Doch die Architekten Paul Diederen und Joost Roefs von diederendirrix Architectuur & Stedenbouw haben aus dem Gebäude ein Denkmal für die Zukunft gemacht.

Damit ist auch schon der Kern der beeindruckenden Metamorphose beschrieben: Respekt für die Industriegeschichte, verpackt in eine ganz eigene, intelligente Vision. Leitmotiv für den Gebäudeinnen- und -außenentwurf war den beiden Architekten zufolge die ursprüngliche, robuste Ästhetik des Gebäudes.

MAUERABDECKUNG AUS ALUMINIUM

Geschlossenheit weicht Begegnung. Wo in der Zeit von Philips kaum Berührungspunkte zwischen den einzelnen Geschossen bestanden, haben Diederen und Roefs unter anderem mit fünf ellipsenförmigen Treppenhäusern eine Lösung geschaffen, wie Bewohner, Arbeitnehmer und Besucher sich begegnen können. Auf dem Dach entstand ein üppiger Dachgarten als sozialer Treffpunkt im Freien. Auf dem Dach münden drei der fünf ellipsenförmigen Schächte in einem auffälligen gläsernen Dachaufbau. Als Abschluss dient eine schlank profilierte, segmentierte Aluminium-Mauerabdeckung. „Wir kitzeln dabei oft das Äußerste aus dem Material heraus, das wir für unsere Entwürfe vorsehen“, so Joost Roefs. „In diesem Fall ist das Aluminium.“ Paul Diederen zufolge gilt das auch für die Riesenfenster. „Wenn wir große Fenster sagen, dann sollen sie auch wirklich so groß wie möglich sein. Deshalb ließen wir besonders schmale Aluminiumprofile entwickeln. Fenster, die nach außen öffnen, wirken wie Flossen am Gebäude. Wetter- und windbeständig, übrigens.“

SCHMALE FENSTERRAHMENPROFILE

Gebouw Anton ist ein Zentrum für Wohnen, Arbeiten und Kreativität mit einer Ladenzeile (Diederen: „So geben wir dem Umfeld etwas zurück.“), Büros und frei einteilbaren 50 und 80 m² großen Lofts. Diese Lofts haben riesige Fenster. Mit schmalen Aluminiumrahmen. Wo die alten Stahlrahmen wiederverwendet (und restauriert) werden konnten, geschah dies auch. Diese Stahlfenster erhielten innen eine Kondenswasserrinne aus Aluminium, die parallel zur Aluminiumfensterbank verläuft. Außerdem wurde bei verschiedenen Fenstern die Laibung mit Aluminium verkleidet. Es ist schön, wie es den Architekten gelungen ist, mit feinsinnigen, ja sogar zurückhaltenden Eingriffen am Innenausbau und an der Fassade den ursprünglichen Charakter des Gebäudes zu erhalten. Die einschneidendste Veränderung der Außenansicht ist - zumindest für das Auge - das wellenförmige Aluminiumvordach auf der Vorderseite. Auch der Dachrand, der den gigantischen Dachgarten umschließt, hat eine Mauerabdeckung aus Aluminium.

Transformation

Doch es handelt sich um eine Transformation, eine besondere Metamorphose. Während die „neuen“ Fassaden durch subtile Änderungen gekennzeichnet sind, hat man sich innen stark zurückgenommen. Die fünf ellipsenförmigen Lufträume mit Stichtreppen, die die verschiedenen Geschosse miteinander verbinden, fallen optisch am meisten auf. Von den Treppen aus hat man immer Zugang zur Etage darüber und darunter. Einen besonderen Kontrast bilden die runden Formen dieser Portale zu den eckigen, geraden Linien des ursprünglichen Gebäudes. Der ursprüngliche Charakter findet sich auch innen wieder, wo - sogar in den Lofts - die ursprünglichen Wände, Pfeiler und Decken aus Beton erhalten wurden.

Das Gebouw Anton ist ein Gebäude, das man wirklich entdecken muss. Es war offensichtlich eine komplexe Transformation, jedoch mit verblüffender Logik ausgeführt. Einer Logik allerdings, die von der ursprünglichen Kraft des Gebäudes ausgeht, wie Paul Diederen es nennt, und bei der die Geschichte respektvoll in die Gegenwart überführt wurde - für eine neue Zukunft. Um erneut Eingang ins kollektive Gedächtnis der Eindhovener zu finden.